Dienstag, 2. Oktober 2012

18 Löcher

In und um Berlin gibt es laut meinem Kollegen genau einen vollwertigen 18 - Loch - Platz, der öffentlich ist. Das heißt, dort darf jeder spielen, auch ohne Platzreife. Zufällig in Wilkendorf, dem früheren Club meines Kollegen.

Die Neugier war geweckt, wir fuhren nach Wilkendorf.

Wir hatten uns super Wetter ausgesucht, es regnete schon die halbe Nacht und den ganzen Vormittag. Nur leichter Nieselregen aber nervig genug. Die reservierte Startzeit verschoben wir telefonisch um eine Stunde, kurz bevor wir ankamen, die Fahrt hatte doch länger gedauert als erwartet.

Vor Ort hieß es zunächst anmelden. Kurzentschlossen mieteten wir zum ohnehin nicht ganz preiswerten Green Fee (so heißt die Gebühr, die man für die Nutzung des Platzes bezahlen muss) noch ein Elektro - Cart, in der Hoffnung, uns selbst und unsere Bags etwas besser gegen den Regen schützen zu können. Außerdem sehen die Dinger nach Spaß aus und ich wollte das schon immer mal machen.

Auf ging es auf die Driving Range zum Einschlagen. Es hätte mir eine Warnung sein sollen. Ich war so schlecht, wie noch nie, nicht mal beim ersten Mal hatte ich so weit daneben geschlagen. Schon bei den Malen zuvor in Pankow war mir ab dem vierten Besuch oder so aufgefallen, dass ich mit steigender Selbstsicherheit schlampiger oder mutiger oder ehrgeiziger oder sonst etwas Ähnliches wurde und damit mein Spiel phasenweise eher noch schlechter als allmählich besser wurde. Diese Phasen überwand ich dann meist wieder und merkte, dass die Übung sich bei hinreichender Konzentration doch langsam bezahlt machte.
Nicht so in Wilkendorf.

So schlecht das Einschlagen war, so schlecht begann ich die Runde. Zunächst war ich überwältigt von der Länge der Bahnen auf einem richtigen Golfplatz. Plötzlich machte es sich bemerkbar, dass ich nicht besonders weit schlagen kann. Mir wurde klar, dass ich auf manch langen PAR 5 vermutlich 6 oder 7 halbwegs saubere Schläge brauchen würde, um überhaupt das Grün zu erreichen und mit dem Putten beginnen zu können.

Die Folge war, dass ich versuchte, endlich etwas weiter zu schlagen.

Die Folge war, dass ich noch schlechter traf als zuvor und viele Bälle, statt wenigstens 90 oder 100 Meter weit auf das Loch zuzufliegen, stattdessen im 90° - Winkel rechts neben mir landeten, 15 Meter irgendwohin hoppelten oder sich einfach in Protesthaltung begaben, dem Schlägerkopf geschickt und konsequent auswichen und sich einfach überhaupt nicht bewegten.

Die Folge davon waren regelmäßige Wutanfälle, einschließlich des einen oder anderen tief fliegenden Schlägers auf der Runde. Die Gerüchte, ich hätte dabei das Elektro - Cart verbeult oder gar meinen lieben Kollegen, sind aber stark übertrieben.

Es war zum Heulen, so ein schöner Platz und so ein schlechtes Spiel. Bei meinen beiden schlimmsten Löchern brauchte ich 14 Schläge, es war zum Mäuse melken.

Und das eigentlich Wahnsinnige: Es machte trotzdem richtig viel Spaß! Der Regen hatte schon nach dem ersten Loch aufgehört, das Fahren mit dem E-Cart war lustig, mein Kollege veräppelte mich ob meiner miesen Leistungen nur sehr dezent, der Platz war wunderschön und die 7 oder 8 vernünftigen Schläge, die selbst auf dieser bescheidenen Runde dabei waren, freuten mich viel mehr als mich all die anderen nervten.

Am Ende saßen wir auf der Terasse des sehr schönen Clubhauses bei einem Snack und einer Gerstenkaltschale mit Brause und werteten unsere Runde aus, wie sich das so gehört. Für die 18 Löcher hatte ich insgesamt 167 Schläge gebraucht - ein unglaublich schlechter Wert. Und schon zu diesem Zeitpunkt, auf der schönen Terasse in der spätnachmittäglichen Sonne, war mir das vollkommen egal.

Was für ein geiles Spiel!

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