Mittwoch, 10. Oktober 2012

Der Kurs - Zweiter Tag und Trainerstunde

Am Freitag, den 07. September 2012 ging es zum zweiten Mal nach Golf City.

Diesmal war ich vorher überhaupt nicht nervös, nach den guten Erfahrungen vom ersten Mal, sondern freute mich einfach nur auf den Termin. Etwas aufgeregt war ich nur mit der Aussicht auf die Trainerstunde, die ich gemeinsam mit meinem Schwager noch beim ersten Termin am Mittwoch mit unserem Pro Ronny für den folgenden Samstag vereinbart hatte, was ich euch aber schändlicher Weise im letzten Bericht aus purer Greisenvergesslichkeit vorenthalten habe.

Der Freitag lief ungefähr so ab, wie der Mittwoch zuvor. Ronny kontrollierte noch einmal unseren Schlägergriff, dann ging es aufs Putting und anschließend aufs Chipping Green. Unsere Versuche dort gefielen Ronny diesmal so gut, dass er mit uns ausnahmsweise noch einmal auf das Putting Green zurück ging und mit uns dort von der Seite kurze Annäherungsschläge an ein richtiges Loch übte.

Bei aller Ablenkung, die gegeben war, weil Ronny sich während des Kurses dauernd parallel um irgendwelche anderen Dinge zu kümmern hatte, wahlweise mit dem Handy um die Ecke oder gleich im Büro verschwand, während er uns "unkontrolliert" weiter üben ließ, musste man ihm eines doch lassen: Ein Motivator war er. Er war die ganze Zeit mit seinem beruhigend positiven Einfluss um uns herum, immer, wenn man gerade am Verzweifeln war, tauchte er plötzlich aus dem Nichts auf, gab einen kleinen Tipp für eine noch kleinere Korrektur, und plötzlich lief es wieder. Ich glaube inzwischen, dass eines der größten Geheimnisse beim Golf das Selbstvertrauen ist. Wenn man ruhig und entspannt auf den Schwung fokussiert ist, in dem Vertrauen darauf, das Richtige zu tun, dann wird es auch gut - also, im Rahmen der begrenzten, eigenen Möglichkeiten natürlich.

Zumindest auf mich hatte Ronnys positiv beruhigende Art diese Wirkung. Ronny ist kein PGA - Pro (das ist die höchste internationale Trainerstufe im Golf) und auch kein DGV - Pro (das ist die höchste nationale Trainerqualifikation), sondern irgendein anderer "3- Buchstaben - Pro", eher etwas für Anfänger mit Breitensport - Ehrgeiz, schätze ich. Ein ambitionierterer und bereits erfahrenerer Amateur oder jemand, der sich vermeintlich noch auf eine späte Profikarriere vorbereiten will, wäre bei ihm vielleicht nicht richtig, der würde vielleicht einen smarteren, fitteren und permanent auf seinen Schüler fixierteren Pro erwarten. Für mich und meine Ambitionen schien mir der lustige, Weizenbier trinkende, die Dinge einfach haltende, etwas schnodderige Ronny aber genau der richtige Trainer zu sein. Er machte mich locker, er gab mir kleine aber funktionierende Tipps, mehr kann man, so glaube ich, nicht erwarten. Außerdem - und auch das ist kein zu verachtender Aspekt - ist die Preisgestaltung bei Ronnys Trainerstunden extrem fair.

Wenn ich dereinst (oder sollte ich sagen "jemals"?) ein Handicap jenseits der -20 haben sollte, werde ich darüber nachdenken, mir einen besser qualifizierten Pro zu suchen, bis dahin behalte ich Ronny, glaube ich.

So, Ende des kleinen Exkurses in Sachen Trainer - Lobhudelei.

Abschließend gingen wir natürlich auch am Freitag auf die Range und verkloppten noch jeder einen offiziellen und einen anschließenden, privaten Eimer mit kleinen weißen Bällen.

Am nächsten Morgen waren wir, dass heißt, mein Schwager und ich, um 8.30 Uhr mit Ronny vor der Deutschen Oper verabredet, um von dort gemeinsam mit ihm nach Golf City zu fahren. Ronny hat nämlich kein Auto. Oder keinen Führerschein. Oder beides. Wie auch immer, wir sollten ihn mitnehmen. Ich sammelte also zuvor meinen Schwager ein und überpünktlich, etwas verschlafen aber wissbegierig, aufnahmebereit und angemessen devot, standen wir gegen 8.20 Uhr in der Bismarckstraße in Charlottenburg.

Ronny war nirgends zu sehen, es war ja auch noch früh. Als es 8.30 Uhr wurde, begannen wir, uns genauer umzusehen, schließlich galt es zu vermeiden, dass unser Pro und wir uns an unterschiedlichen Ecken des Gebäudes suchten und dabei verpassten. Die Trainerstunde war für 9.00 Uhr verabredet, gegen 8.40 Uhr rief ich Ronnys Handynummer an, die er uns vorsorglich am Vortag noch gegeben hatte.

Nach dreimaligem Klingeln meldete sich ein ein sehr verschlafen und ein klein wenig schuldbewusst klingender Golflehrer und kündigte spontan sein zeitnahes Erscheinen an. Dies gelang ihm schließlich auch innerhalb von etwa 10 weiteren Minuten. Dennoch waren wir noch fast pünktlich bei Golfer´s Friend und konnten um kurz nach 9.00 Uhr tatsächlich beginnen.

Zunächst erklärte Ronny uns auf dem Putting Green eine Übung, mit der man die Gleichmäßigkeit der Putts trainieren kann. Dabei spielten wir nicht direkt auf ein Loch, sondern versuchten, jeweils zwei Bälle parallel auf einer Linie zum Liegen zu bringen. Zwei im Abstand von etwa 1 Meter  zueinander und etwa 2 Meter von uns entfernte, zuvor von Ronny platzierte Bälle bildeten dabei die Endpunkte der gedachten Linie, auf der unsere Putts möglichst landen sollten. Ein paar der Bälle waren auch wirklich recht präzise aber ich kann nicht behaupten, dass meine Putts im Laufe der Übung verlässlicher oder gar gleichmäßiger wurden. Es wurde langsam klar, wie schwierig es ist, selbst beim Putten auf kurze Entfernung, halbwegs vergleichbare Schläge zu reproduzieren, sogar dann, wenn man immer aus der gleichen Position, auf dem immer gleichen Teil des Grüns, immer wieder gleich weit zu putten versucht. Es wird wohl nicht umsonst behauptet, dass Putten beim Golf ein Spiel im Spiel ist. Während wir uns abmühten, besorgte Ronny sich und mir erst mal einen Kaffee. Da mein Schwager rumzickte ( ;-) ) und meinte, er sei kein "Heiß - Trinker", musste er vorerst mit der noch etwas frischen Morgenluft vorlieb nehmen.

Mit dem koffeinhaltigen Heißgetränk ausgestattet ging es danach wieder, wie schon am Vortag mit der ganzen Gruppe, an den Rand des Putting Greens und wir übten kurze Annäherungsschläge. Auch hier hatte mein ekelhaft begabter Schwager wieder die Nase vorn. Seine Bewegungen waren fließender, natürlicher, vergleichbarer. Bei mir kam der Ball mal super, mal überhaupt nicht Richtung Loch. Angesichts meines "Erfahrungsvorsprungs" auf meinen Schwager war das erneut ziemlich frustrierend.

Danach gingen wir an die Seite des Chipping Greens und übten etwas höhere und weitere Annäherungsschläge, über einen Sandbunker hinweg, der mir bis dahin überhaupt noch nicht aufgefallen war. Das klappte einigermaßen, Ronny gab auch hier ein paar kleine Verbesserungshinweise. Abschließend, quasi zum Spaß und um zu sehen, was passiert, wenn man auch so einen kurzen Chipping - Schlag mal richtig durchzieht, durften wir noch die letzten paar Bälle in Richtung der etwa 30 Meter entfernten Hauswand schlagen. Gerade als ich stolz war auf meinen letzten Ball, der tatsächlich auf der kleinen Böschung vor der Hauswand aufkam, und von dort noch gegen selbige sprang, setzte mein Schwager seinen letzten Ball natürlich mit einem präzisen Schwung und einem satten "Klack" mittig auf die Hauswand. Der olle Angeber...

Die nächste Übung bestand darin, einen kurzen Schlag in Richtung eines etwa 5 Meter entfernten Eimers zu spielen, damit der Ball dort auftippte und in Richtung eines etwa weitere 5 Meter entfernten Eimers rollte. Letztlich sollte der Ball in maximal 2 Metern Entfernung vom zweiten Eimer liegen bleiben. Ziel dieser kurzen Annäherungsübung war es, sicher zu stellen, dass man bei einer so exakten Annäherung auf dem Grün eine gute Chance hat, den Ball tatsächlich mit 2 Putts zu versenken. Diese Übung gelang uns beiden relativ gut.

Abschließend blieben wir zwar an Ort und Stelle, sollten aber ein paar längere Annäherungsschläge ohne ein bestimmte Distanzvorgabe spielen. Sinn der Übung war, auf dem schmalen Korridor, der uns zur Verfügung stand, da 2 Meter links von uns dichtes Gebüsch und 2 Meter rechts von uns der äußere Fangzaun der Driving Range war, möglichst gerade Fluglinien zustande zu bringen. Plötzlich traf ich keinen Ball mehr. Mein Schwung war mal wieder ganz plötzlich "kaputt gegangen" und ich hatte keine Ahnung, was ich falsch machte. Ronny meinte, mein Rückschwung sehe gut aus, beim Vorwärtsschwung würde ich jedoch die Schulter mit nach vorn eindrehen und dadurch verziehen. Ich hatte keine Ahnung, wie ich das korrigieren sollte, weil der Bewegungsablauf einfach von selbst so stattfand.

Plötzlich machte Ronny ernst - ich musste an den Pranger. Glücklicher Weise nicht, um von Golfern mit eine Hadicap von mindestens -36 und besser angesichts meiner Schande mit faulem Obst und/ oder Gemüse beworfen zu werden, sondern um, anstatt über die Korrektur meines Schwunges nachzudenken, den richtigen Ablauf einfach zu fühlen. Der "Pranger" ist nämlich ein Übungsgerät, bestehend aus einem kreisförmigen Metallrohr - Rahmen, der in einem ca. 60° - Winkel nach hinten geneigt ist. In dessen Mitte tritt man, so dass der Rahmen sich am Boden dicht vor einem, das obere Ende sich jedoch hinter dem Kopf befindet. Nun greift man sich eine relativ schwere Metallkeule mit einem Golfschlägergriff an deren vorderem Ende eine Metallwalze angebracht ist. Diese Walze legt man nunmehr in Golfschwung - Grundhaltung vor sich auf den Rahmen. Dann schwingt man die Keule mit der rotierenden Walze, immer auf dem Rahmen entlang laufend nach hinten und anschließend nach vorn. Diese Bewegung wird fließend, ohne zwischendurch abzusetzen, einige Mal durchgeführt, damit der Körper den richtigen Winkel und Bewegungsablauf, gestützt und gesteuert durch den Metallrahmen, abspeichert und anschließend hoffentlich reproduzieren kann.

Unnötig zu erwähnen, dass mein Schwager solcherlei Nachhilfe natürlich nicht nötig hatte...

Trotzdem stellte sich bei mir allmählich wieder das Gefühl für den richtigen Schwungablauf ein und auch wenn danach nicht alle Schläge gelangen, kann ich sagen, dass es wieder erheblich besser funktionierte.

Daraus folgt Regel 2 im Umgang mit Golflehrern: Wenn dein Pro dich an den Pranger stellt, hat er dazu einen guten Grund und tut es nur zu deinem Besten. Sei gefälligst dankbar!

Mit dieser abschließenden Übung war unsere erste Trainerstunde beendet und wir waren mehr als überrascht als wir feststellten, dass Ronny uns insgesamt etwa 90 Minuten gewidmet hatte. Wie gesagt, ein wirklich faires Angebot.

Wir ließen den Vormittag bei Golfer´s Friend ausklingen, indem wir jeder noch einen Eimer Bälle von der Driving Range kloppten, wobei mein Schwager mir natürlich wieder demonstrieren musste, wie toll er schon mit dem Driver umgehen kann, während ich selbst bei jedem längeren Schläger als einem Eisen 6 noch immer regelmäßig verzweifelte...

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