Samstag, 29. September 2012

Träumen von Golf

In den folgenden Wochen waren wir noch insgesamt 4 weitere Male auf dem 6-Loch-Kurzplatz in Pankow. Wir erlebten dabei ein ganzes Golferleben im Zeitraffer.

Wir spielten im unablässig strömenden Regen, waren schon am ersten Grün bis auf die Haut durchnässt und hatten dabei trotzdem riesigen Spaß. Immerhin konnte ich hinterher zu Recht von mir behaupten, schließlich kein Schönwetter - Golfer zu sein.

Wir spielten bei gleißendem Sonnenschein und 35° C und der Schläger rutschte mir dabei fast aus den schwitzigen Händen - Zeit für einen Golfhandschuh!

Wir wurden von Fliegen, Wespen, Mücken (auch die besonders ekligen Kribelmücken) und Bremsen gepiesakt und ich kehrte an einem Tag mit ca. 25 neuen Mückenstichen aus Pankow zurück.

Ich erlebte in dieser Zeit unbändige Freude und grenzenlosen Frust. Immer wenn ich dachte, ich wäre etwas besser oder stabiler geworden oder versuchte, einen Schwung besonders gut zu machen oder einen Ball besonders weit zu schlagen, ging es garantiert noch viel schiefer als ich es mir in meinen schlimmsten Alpträumen ausmalen konnte und der berühmte Satz "Golf ist Demut" bekam für mich eine ganz neue Bedeutung - es war zum Teil wirklich demütigend.

Das Faszinierende dabei war, dass bei allem Frust, selbst bei dem einen oder anderen Schläger, den ich nach nicht wirklich beherrschtem Wutanfall wieder aus dem Gebüsch holen musste, am Ende immer der Spaß und der Genuss stand. Das ist kein Spruch. Kein Tag konnte so beschissen laufen, dass ich nicht am Ende der Runde sofort wieder hätte anfangen können oder mich bereits unbändig auf das nächste Spiel gefreut hätte.

Ich habe keine Ahnung, wie krank oder masochistisch man sein muss, um nach so traurigen Vorstellungen noch so euphorisch zu empfinden und sich lediglich an die 2 oder 3 schönen Schläge zu erinnern, die selbst auf der miesesten Runde dabei sind - aber mich tröstet der Gedanke, dass ich bislang noch keinen Golfer getroffen habe, dem es nicht genauso ginge...

Irgendwann im Laufe dieser Zeit begann ich, von Golf zu träumen. Ich träumte nahezu jede Nacht davon. Und es waren sogar im Traum im positive Gefühle, selbst wenn ich davon träumte, auf der Driving Range jeden Ball zu verfehlen.

Das Golfvirus hatte mich endgültig und hoffentlich unheilbar infiziert.

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