Freitag, 26. April 2013

Und er bewegt sich doch...

Hier mein Bericht zur gestrigen Golfrunde. Eine Warnung gleich vorab, es könnte wieder etwas umfangreicher werden, bringt also etwas Zeit mit...

Pünktlich um 12 Uhr schaffte ich es tatsächlich, Feierabend zu machen. Zuvor hatte ich noch die Nachricht meines Kollegen erhalten, dass er ohne Auto sei und daher nicht bereits auf mich warten könne, sondern vielmehr von zuhause abgeholt werden müsse. Da er aber nur 5 Autominuten von mir entfernt wohnt, war dies tatsächlich die leichteste Übung.

Zuhause angekommen zog ich mich schnell um und war bereits um 12.30 Uhr wieder auf dem Weg. Gegen 13.30 Uhr kamen wir bei starker Bewölkung aber noch ohne Niederschläge in Wall an, nachdem wir zuvor noch im letzten verfügbaren Supermarkt angehalten und unsere Vorräte für die anstehende Runde aufgefüllt hatten. Ich hatte ja seit dem Frühstück nichts mehr gegessen und wir rechneten mit ungefähr 5 Stunden, die wir brauchen würden. Angesichts der dabei umgesetzten Energie war klar, dass wir einigen Proviant benötigen würden. So kaufte mein Kollege denn auch lauter gesunde Sachen für uns ein: Wiener Würstchen, Salami Sticks, Müsli Riegel (Cranberry) und Kinder Country. Dazu hatte jeder von uns ein Fläschchen Wasser im Bag.

Nach der Anmeldung und Entrichtung des Green Fee (an dieser Stelle noch einmal Dank an meinen Kollegen für die großzügige Einladung zur gestrigen Runde und allem was dazugehörte) ging es als erstes aufs Putting Green. Nacheinander versuchten wir nun, jeweils 3 Bälle auf unterschiedliche Löcher des Übungsgrüns zu spielen. Meine Ergebnisse dabei waren katastrophal aber ich hatte mir ja fest vorgenommen, diesmal meine Lockerheit zu behalten, auch wenn es nicht so liefe.

A propos vorgenommen, meine Ziele für diese Runde, teils vorher schon verkündet, teils eher innerlich mit mir selbst vereinbart waren:

1. Ruhe und gute Laune bewahren und immer konzentriert an den jeweils nächsten Schlag 
    herangehen - egal was passiert.
2. Fehlerquote senken. Zuletzt hatte ich auf den ersten 9 immer 3 bis 5 "Streichlöcher", also
    solche, bei denen ich aufgrund der Vielzahl der benötigten Schläge keine Punkte mehr
    bekam. Diese Quote wollte ich unbedingt verbessern und nahm mir klammheimlich vor,
    auf nicht mehr als 4 Streichlöcher auf den gesamten 18 Löchern zu kommen.
3. Bei den letzten 3 Versuchen auf den ersten 9 Löchern hatte ich jeweils 12 Netto - Punkte
    erspielt. Zur Bestätigung meines HC hätten es derer 18 sein müssen. Ich nahm mir daher
    vor, diese Punktzahl merkbar, auf wenigstens 15 oder 16 Punkte zu verbessern.
4. Angesichts des zu erwartenden, konditionellen Einbruchs auf den Back 9 nahm ich mir
    vor, mir keinesfalls die Laune von einem schlechten Ergebnis auf den letzten Löchern
    verderben zu lassen, sondern meinen Ehrgeiz auf die vorderen 9 Löcher zu beschränken.

Dies waren meine Ziele für die bevorstehende Runde. Zum Verständnis für diejenigen, denen die Punktezählung beim Golf - gemeint ist hier die sog. "Stableford - Zählweise" nach Nettopunkten - noch nicht so geläufig ist, versuche ich diese im Folgenden noch einmal kurz und bündig zu verdeutlichen. Diejenigen, die sich damit bereits bestens auskennen, können den folgenden Absatz getrost überspringen. Keine Sorge, es ist nicht schwieriger als die Abseitsregel beim Fußball! :-)

Also. Bei der Nettozählweise wird das individuelle HC des Spielers bei der Wertung einer Runde berücksichtigt. Dadurch ist es möglich, dass Anfänger gegen gute Spieler antreten und sogar eine Gewinnchance haben, weil letztere mit deutlich weniger Schlägen auskommen müssen, um auf dieselbe Punktausbeute zu kommen, wie die Anfänger. Dies berechnet sich wie folgt: Ein Loch hat eine Vorgabe von Par 3, Par 4 oder Par 5. Andere Vorgaben gibt es nicht. Diese errechnen sich aus der Addition der Anzahl der Schläge, die der Golfer brauchen sollte, um das Grün zu erreichen und jeweils 2 Putts auf dem Grün. Bei einem Par 3 wird also davon ausgegangen, dass der Spieler das Grün bereits mit dem Abschlag erreicht, dann 2 Putts, ergibt in der Summe ein Par 3 Loch. Beim Par 4 sollte das Grün mit dem 2. Schlag erreicht werden usw. usf. die Par - Vorgabe der Löcher geht dabei von einem Golfer mit einem HC von 0 aus, d. h. einem Spieler, der weder Erleichterungen noch Erschwernisse erhält. Nun kommt das persönliche HC ins Spiel. Als Spieler, der gerade die Platzreife bestanden hat, bekommt man seine erste Clubvorgabe von -54. Wenn ich diese -54 durch die 18 Löcher eines Platzes teile, komme ich auf 3. Das bedeutet, dass mein individuelles Par pro Loch um 3 Schläge höher liegt als die allgemeine Loch - Vorgabe. Ein Par 4 - Loch müsste ich also mit 7 Schlägen bewältigen, d. h. einlochen, um die "Normalpunktzahl" von 2 Nettopunkten zu erhalten. Brauche ich einen Schlag mehr, ist es noch ein Punkt, danach gibt es keine Punkte mehr. Benötige ich hingegen einen Schlag weniger, sind es schon 3 Nettopunkte für dieses Loch, usw. Wenn man sich am Ende einer vorgabewirksamen Runde - i. d. R. einem Turnier - "unterspielt" hat, d. h., mehr als 2 Nettopunkte pro Loch in der Summe erreicht hat, verringert sich das persönliche HC um die Differenz. Bei einer Runde mit 18 Löchern müsste ich also 36 Nettopunkte erreichen, um mein HC zu bestätigen. Erreichte ich hingegen 38 Nettopunkte auf der Runde, wobei es egal ist, wie diese sich auf die einzelnen Löcher verteilen, würde sich mein HC von -54 um diese zwei Differenzpunkte auf künftig nur noch -52 verbessern. Dies wiederum würde bedeuten, dass ich bei der nächsten Runde nur noch bei den 16 schwierigsten Löchern des Kurses 3 zusätzliche Schläge zum Par zur Verfügung hätte und auf den beiden leichtesten (deshalb sind die Löcher auf der Score Card immer auch nach ihrem Schwierigkeitsgrad numeriert) hätte ich nur noch 2 zusätzliche Schläge zum Par, um auf meine 2 Nettopunkte auf diesem Loch zu kommen. Dies bedeutet also, wenn ein Anfänger mit einem HC von -54 gegen einen guten Golfer mit einem HC von -18 antritt, hat er pro Loch 2 Schläge mehr zur Verfügung als der Partner, weil dieser nur noch 1 Extra - Schlag zum Par pro Loch hat, um auf dieselben 2 Nettopunkte zu kommen, wie der Anfänger sie mit 3 zusätzlichen Schlägen pro Loch bekäme. Eigentlich ganz einfach. :-)
Übrigens gilt die einfache Regel - pro Punkt mehr, ein HC - Punkt weniger - nur bis zum Erreichen der ersten sog. Stammvorgabe von -36. Danach werden höhere Punkte nur anteilig, zunächst bis zu einem bestimmten HC mit einer Senkung des HC von 0,5 pro zusätzlichem Punkt, später mit 0,3 pro Punkt und schließlich nur noch mit 0,1 pro Punkt angerechnet. Im Gegenzug ist es auch möglich, sich im HC wieder zu verschlechtern, wenn man zu wenige Punkte erspielt, allerdings auch nur bis zu einem maximalen HC von -36. Zwischen -54 und -36 sind also ausschließlich Verbesserung oder Stagnation aber keine Verschlechterungen möglich. Wer einmal die -36 erreicht hat, behält diese Vorgabe ein Leben lang, sofern er sich nicht weiter verbessert. Ein ausgesprochen faires System, wie ich finde.

Nach diesem kleinen Exkurs zurück zur gestrigen Runde. Nach den stümperhaften Versuchen auf dem Putting Green ging es zum Chippen und Pitchen. Wir pitchten über einen Sandbunker auf das dafür vorgesehene Übungsgrün. Meine ersten Versuche waren katastrophal, wie eh und je, bis mein Kollege mir zusah und mir einen entscheidenden Tipp begzüglich meines Handgelenkeinsatzes gab. Von da an konnte ich plötzlich pitchen - unglaublich. Zwar fehlte mir natürlich noch jegliches Distanzgefühl aber das kann ohnehin nur jede Menge Übung bringen. Immerhin stieg der Ball nun in 4 von 5 Versuchen in einer schönen, kurzen Flugkurve und rollte anschließend nicht mehr allzu weit auf dem Grün.

Abschließend ging es vor dem ersten Abschlag nun auf die Driving Range. Vom kürzesten zum längesten Schläger, zunächst ohne, abschließend mit Tee (nein, nicht das Heißgetränk, sondern dieser kleine Piekser, auf den man den Ball zwecks höherer Lage und besserer Treffmöglichkeit an jedem Abschlag, jedoch nicht unterwegs auf der Bahn, aufsetzen darf) schlugen wir nun noch ein paar Bälle in die Wallachei, was für meine Person abermals sehr durchwachsen verlief.

Um 14.36 Uhr waren wir mit unseren Vorbereitungen durch und begaben uns an den ersten Abschlag.

Es war nach wie vor bewölkt.

Was danach geschah, lest ihr/ lesen Sie im folgenden, 2. Teil von "Und er bewegt sich doch..."


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