Montag, 22. April 2013

Nun also Kieffer

Nein, ich habe im Post - Titel kein überflüssiges "e" eingestreut und ich schreibe hier auch nicht vom ehemaligen Tennisprofi Nicolas Kiefer, der seine sportlichen Aktivitäten nunmehr als "alter Mann" auf den Golfplatz verlegt hat.

Die Rede ist von Maximilian, genannt "Max" Kieffer, einem 22jährigen, aufstrebenden deutschen Golfer aus Bergisch Gladbach. Seit vergangenem Donnerstag bis gestern Abend nahm er - in seinem ersten Jahr auf der European Tour und nach nur 2 Jahren auf der Challenge Tour, die quasi eine Liga tiefer liegt - an der "Open de Espana" teil. Nach den ersten 3 Tagen lag er auf einem mehr als respektablen 4 Platz mit nur wenigen Schlägen (ich weiß nicht mehr genau, ob es 2 oder 3 waren) hinter der Spitze.

Als ich gestern am frühen Abend einschaltete, um mich mal über den aktuellen Stand zu informieren sah ich zu meinem größten Erstaunen, dass eben jener Max Kiefer gegen einen sehr ernst aber nicht unsympathisch wirkenden Franzosen namens Raphael Jacquelin soeben das vierte Loch in der Verlängerung erzwungen hatte, nachdem beide nach regulärer Spieldauer offenbar schlaggleich an der Spitze des Feldes standen. Wie ich später erfuhr, war auch noch ein dritter Spieler mit den beiden ins Play Off gegangen, war allerdings zu dem Zeitpunkt, zu dem einschaltete, bereits ausgeschieden.

Nun entwickelte sich erneut ein sehenswerter Krimi um den Sieg der Open de Espana. Mal landete Kieffer nach einem nach rechts verzogenen Abschlag im Fairwaybunker, rettete aber noch das Par, mal verzog Jacquelin in dieselbe Richtung, landete aber, noch viel fataler, im dichten Pflanzenbewuchs, das an dieser Stelle das "Heavy Rough" darstellte, hatte aber das unglaubliche Glück, dass der Ball zwischen den dickblätterigen Pflanzen hervorsprang und auf einer ebenen Sandfläche landete, von wo das Grün fast ebenso gut angegriffen werden konnte, wie vom Fairway. Interessant dabei war, dass alle Wiederholungen  - anders als bei anderen Turnieren, wo es eine feste Reihenfolge gibt, in der bei einem Stechen bestimmte Löcher noch einmal gespielt werden - immer wieder auf dem 18. Loch stattfanden, dass die Spieler im Laufe der Verlängerung sehr gut kennenlernten.

Die "dramatischste" Situation entstand als Jacquelin bei einem seiner Abschläge zu weit nach links geriet und ein paar Kids, die etwas unaufmerksam an der Seite des Fairways standen, den heranfliegenden Ball nicht bemerkten. Dieser tippte 2 Mal auf und traf einen der Jungen am Schienbein, von wo er wieder relativ weit in Richtung Fairway zurücksprang und so erneut gut spielbar liegen blieb. Der Junge jedoch hatte, obgleich er lachte und ein wenig cool tat, tatsächlich noch ein leicht aufgeplatztes Schienbein davongetragen, wie sich beim Hochziehen des Hosenbeins offenbarte. Da kann man mal einschätzen, wieviel Wucht hinter so einem von einem Professional geschlagenen Ball steckt, der sogar schon 2 x aufgetippt und dadurch verlangsamt worden war. Jedenfalls zeigte Jacquelin sich in dieser Situation sehr sympathisch, half dem Jungen auf, schenkte ihm einen Ball und signierte diesen sogar noch an Ort und Stelle für ihn. Dies beim 6ten Loch der Verlängerung, bei dem viele Sportler ihre Konzentration sicher nicht mehr auf einen kleinen Fan am Rand gerichtet hätte, der selbst an dem Unfall schuld war, weil der den Ball nicht aufmerksam verfolgt und rechtzeitig ausgewichen war. An dieser Stelle wurde mir wieder bewusst, warum die Haltung der meisten Golfer so gut gefällt!

Was auffiel war, dass Jacquelin in allen bis auf einen einzigen Fall die deutlich besseren Annäherungsschläge auf das Grün zeigte und in 8 von insgesamt 9 Löchern der Verlängerung anschließend in der besseren Birdie - Position lag. Allerdings vergab er 8 Löcher lang diese Chance jedes mal und brachte es nur auf Par, wodurch der tapfere Max Kieffer sich jeweils in ein weiteres Play Off Loch retten konnte. Erst beim 9. Versuch gelang es Jacquelin tatsächlich, seinen Birdie Putt zu lochen, während der weit schwierigere Putt von Kieffer zuvor knapp vor dem Loch verreckt war. Jacquelin war der verdiente Sieger der Open de Espana und Kieffer ein mehr als würdiger Zweiter, der nach der ersten Enttäuschung mit Sicherheit spätestens heute und sehr zu recht stolz auf das Erreichte ist.

Und mir ist dabei ein weiterer junger deutscher Golfer aufgefallen, dessen Karriere zu verfolgen möglicher Weise ganz sinnvoll sein könnte. Im ersten Jahr auf der European Tour einem ersten Turniersieg gleich so nahe zu kommen, ist alles andere als selbstverständlich. Ich würde dem sympathischen Jungen wünschen, dass es keine "Eintagsfliege" bleibt und er solche Erfolge wiederholen oder bald auch einmal durch einen Turniersieg veredeln kann.

Glückwunsch, Maximilian Kieffer, zu einem tollen Auftakt in der European Tour und aufgemerkt all diejenigen, die Golf im Fernsehen noch immer für "langweilig" halten... :-)

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