Donnerstag, 27. September 2012

Auch beim zweiten Mal tat´s noch weh...

Der nächste Termin ließ nicht lange auf sich warten, einige wenige Tage nur.

Auch diesmal wurden die armen, kleinen, wehrlosen weißen Bälle gnadenlos verprügelt, bis auf den einen oder anderen Racker, dem es gelang, meinem herannahenden Schlägerkopf in letzter Sekunde auszuweichen - jedenfalls muss es sich so ähnlich zugetragen haben als ich das eine oder andere Luftloch schlug.

"Golf ist Demut", "Nicht zu früh dem Ball nachschauen", "Beim Schwung nicht hoch und runter wippen", "Einfach locker durch den Ball schwingen, der Ball liegt nur im Weg" und nicht zuletzt "Jeder Golfer hat zwei Schwünge, einen wunderschönen, nahezu Lehrbuch mäßigen Probeschwung und einen, mit dem er nach dem Ball schlägt" hörte ich - nicht nur bei dieser einen Gelegenheit - so oft, dass man zwischendurch schon mal Lust bekommen konnte, den Schläger im Schwung versehentlich mal in Richtung meines wohlmeinenden Kollegen loszulassen. Ich konnte mich dann aber jeweils beherrschen, weil er mich andererseits auch immer sehr positiv bestärkte.

Witziger Weise lieh mir selbiger Kollege drei Bücher und eine Zeitschrift über Golf. In einem dieser Bücher, "Intelligentes Golf - Gefühl ist erlernbar.", wird gleich zu Beginn genau der von ihm oft zitierte Spruch über die Demut in Zweifel gezogen und als Begründung dafür angebracht, warum man den natürlichen Lernprozess aufgrund solch scheinbar unumstößlicher Weisheiten Anderer früh- und vorzeitig unterbricht, anstatt sich einfach Zeit zum Ausprobieren, zum gemächlichen Lernen aus Fehlschlägen und Erfolgen, zu nehmen, eben "natürliches Lernen", wie es uns schon als kleinen Kindern in die Wiege gelegt ist, zu praktizieren. Das werde ich bei Gelegenheit noch einmal mit ihm diskutieren müssen...

Jedenfalls waren insgesamt und trotz einer Entwicklung auf extrem bodennahen, teilweise eher unterirdischen Niveau, bereits bei diesem zweiten "Training" Verbesserungen gegenüber dem ersten Mal erkennbar. Nicht permanent, nicht konstant aber in der Summe schon. Dies veranlasste meinen Kollegen, mit mir alsbald die Abschlagplätze in Richtung der Rasenabschläge, wo man im Gegensatz zu erstgenannten eben nicht von Kunstrasenteppich, sondern von natürlichem, krummen, schiefem und von Dellen und Hügelchen durchsetztem Rasen abschlägt. Nach ein paar in der Gesamtbetrachtung eher ernüchternden Versuchen von der natürlichen Oberfläche eines jeden Golfplatzes gab es dann aber als Belohnung noch zwei Runden über den 3-Loch-Übungsplatz, den man in Pankow zum günstigen Tarif von 5.- € so oft bespielen darf, wie man mag.

Über meine Erfolge bei diesem ersten Versuch hülle ich peinsam berührt den Mantel des Schweigens. Das Faszinierende dabei war jedoch, dass es trotzdem einen wahnsinnigen Spaß gemacht hat. Obwohl mir bei dieser Gelegenheit im Vergleich zu dem noch immer sehr, sehr Wenigen, dass ich heute an einem guten Tag bei dem einen oder anderen Schlag mit viel Glück zustande bringe, quasi fast gar nichts gelang, löste jeder Versuch, bei dem der Ball getroffen wurde und sich auf einer wie auch immer gearteten, noch so kurzen Flugbahn zumindest ungefähr in Richtung Fahne bewegte, eine regelrechte Euphoriewelle in mir aus. Keine Ahnung warum aber im Nachgang zu diesen abschließenden zwei Runden des Tages, unter einem wunderschönen, vom Sonnenuntergang prächtig in Rot- und Orangetönen gefärbten Abendhimmel, bewahrheitete sich für mich erstmals eine der vielen von meinem Laientrainer regelmäßig geäußerten Weisheiten: "Egal wie frustrierend eine Runde läuft, am Ende erinnert man sich immer an den einen oder die wenigen tollen Schläge, die man dabei hatte." Schon beim Gang zurück in Richtung Clubhaus, für ein an- und abschließendes Kaltgetränk, hätte ich umdrehen und unter konsequenter Missachtung der zunehmenden Dunkelheit noch einmal von vorn anfangen können. Spätestens jetzt war mein Schicksal besiegelt und mir wurde auf einer zunächst noch recht unbewussten Ebene klar, dass ich mich diesem Spiel wohl nicht mehr würde entziehen können.

Es blieb übrigens trotz dieser tollen Erfahrung bis heute das einzige Mal, dass wir den netten kleinen Übungsplatz in Pankow bespielten, so schnell, wuchs die Gier nach größeren Herausforderungen als dieser kleine Rundkurs sie darstellte.

Die nächsten beiden Tage waren aufgrund unbändiger Überlastungsschmerzen im rechten Unterarm nur mit der Unterstützung starker Schmerzmittel auszuhalten - für meinen Kollegen ein deutliches Zeichen, dass ich die Sache noch zu verkrampft anging. Übrigens ein Problem, für das ich noch immer keine wirkliche Lösung gefunden habe - aber ich arbeite daran.

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