Donnerstag, 27. September 2012

Das erste Mal

Zeitsprung. Etwa Oktober 2011. Der Schlägersatz im Keller war nicht vollkommen aber durchaus so gut wie vergessen.

Zwischenzeitlich hatte ich mir im Jahre 2011, in dem ich es endlich einmal schaffte, mit einem guten Schuss Motivation und einer tollen Internet - Community, 23 kg abzuspecken vorgenommen, mir zur Belohnung bei unter 100 kg einen Platzreife - Kurs zu schenken, um nicht nur auf öffentlichen Kursen (auf die ich es bis dato ja auch noch nicht geschafft hatte), sondern auch auf den richtigen, schönen Clubkursen spielen zu können.

Nachdem meine Disziplin aber so etwa ab der Vorweihnachtszeit dank meiner Vorliebe für Dominosteine allmählich wieder erlahmte und sich abzeichnete, dass anstelle des erhofften, weiteren Abnahmeerfolges wohl eher eine erneute, mehr oder weniger schleichende Gewichtszunahme stehen würde, rückte auch der Plan mit dem Platzreife - Kurs wieder in weite Ferne.

Ein gleichaltriger Kollege, der gerade seine Ausbildung bei uns absolvierte und mit dem ich mich auf Anhieb hervorragend verstand, brachte die Wende. Ich weiß nicht mehr in welchem Zusammenhang und wer von uns als erstes auf das Thema Golf kam. Liegt ja nicht unbedingt allzu nahe. "Oh, schönes Golfwetter heute, oder?", gehört nicht unbedingt zu den Phrasen, die in meinem Arbeitsumfeld üblicher Weise als erstes gedroschen werden. Aber im Laufe dieses Gespräches kam heraus, dass er nicht nur wie ich ein entferntes Interesse an diesem Spiel hatte, sondern es tatsächlich schon seit mehreren Jahren und in durchaus ehrgeiziger Weise ausübte. Damit nicht genug hatte er überraschender Weise und trotz seines erheblichen Erfahrungsvorsprungs so richtig Lust, mir diesen wunderbaren Sport ein- oder mehrmals in Form praktischer Erfahrung auf einer Driving Range oder einem Übungsplatz näher zu bringen.

Warum der arme Mann so verzweifelt war, dass er sich einen x-beliebigen und dazu vermutlich qua grundsätzlicher Unsportlichkeit völlig ungeeigneten Menschen für diese edle Freizeitbeschäftigung aussuchte, entzieht sich bis heute meiner Kenntnis. Er ist ein durchaus humorvoller, hygienisch beanstandungsfreier und auch sonst in jeglicher Hinsicht angenehmer Zeitgenosse, so dass ich mir nur schwerlich vorstellen kann, dass ich nun wirklich seine letzte Chance darstellte, nicht für den Rest seines Lebens vollkommen allein seinem geliebten Hobby fröhnen zu müssen.

Sei es, wie es sei, das Angebot stand im Raum. Ich warf kurzerhand meine ehemals gedachte 100kg - Grenze als Voraussetzung meiner Selbstbelohnung - wie so viele gute Vorsätze in den 40 Jahren zuvor - über Bord und sagte eine gemeinsame Proberunde zu.

Nun hieß es schnell zu handeln, immerhin war die Saison fast vorbei und die immer kürzer werdenden Tage verhießen im Hinblick auf meinen gelgentlich recht späten Feierabend nichts Gutes. Die einzige uns bekannte Driving Range in der Nähe war das Airport - Golf gegenüber vom Zentralen Festplatz in Reinickendorf. Gesagt getan, ein Anruf genügte, und wir erfuhren, dass die Saison dort soeben beendet worden war. Wir übertrugen diese Erkenntnis auf alle anderen, zumindest mir spontan nicht bekannten, vergleichbaren Einrichtungen in unserer schönen Stadt und verschoben unsere erste Übungsrunde einfach auf das Frühjahr 2012.

Frühjahr 2012, das Airport Golf hatte zwischenzeitlich ganz geschlossen, ein zeitweiliger Dämpfer unserer - na ja, eher meiner -  noch zart knospenden Motivation. Nichtsdestotrotz ließ und das Thema nicht mehr ganz los und im Juni endlich hatte der freundliche Kollege mich dann so weit. Wir hatten eine Verabredung für das Golf Resort Pankow. Driving Range. Er wollte mir die Grundzüge des Golfschwungs beibringen.

Bereits da prophezeite der Kollege mir eine sich schnell einstellende, unkontrolliert wachsende und dauerhaft anhaltende Begeisterung für Golf. Eine andere Entwicklung war für ihn überhaupt nicht denkbar. Aus heutiger Sicht beginne ich zu glauben, dass er möglicher Weise schon damals wusste, wovon er sprach...

Bereits vorab hatte er mich zu Motivationszwecken mit den Filmen "Happy Gilmore" und "Bobby Jones - Die Golflegende" versorgt. "Die Legende von Bagger Vance" und "Tin Cup" kannte ich bereits von früher. Bobby Jones ist sein großes Idol und nachdem ich den Film inzwischen 2 Mal gesehen habe, verstehe ich gut warum.

Ich kramte also mein Golfbag aus dem Keller, entstaubte es leidlich, holte meinen Kollegen samt seines Bags ab, wunderte mich darüber, wie viel Platz zwei solcher Bags selbst in einem relativ großen Kofferraum wegnehmen und wir machten uns auf dem Weg nach Pankow. Dort angekommen ging es nach Anmeldung im ProShop auf die Driving Range. Mein Kollege mühte sich redlich, mir die Grundzüge des Schwunges zu verdeutlichen und versorgte mich nebenbei mit allerlei Weisheiten rund um den Golfsport und auch mit einigen Anekdoten. Darunter der angeblich kürzeste Golfwitz. Sagt ein Golfer zum anderen: "Du, ich kann es jetzt". Witzig. Was ist die Botschaft? Man wird dieses Spiel NIE beherrschen, man kann nur demütig an sich arbeiten und akzeptieren, dass es sich um eine nie endende Entwicklung handelt, die sich hoffentlich häufiger vor- als rückwärts vollzieht.

An diesem ersten Tag schlug ich um die 120 Bälle ab, immer wieder korrigiert und mit Weisheiten versorgt von meinem lieben Kollegen. Es war anstrengend, es war frustrierend, es war herrlich! Und einen der schlimmsten Muskelkater durchaus wert, den ich jemals im rechten Arm verspürt hatte.

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