Dienstag, 23. Juli 2013

Warum der Pro immer Recht hat...

Montagabend erhielt ich einen Anruf meines Schwagers. "Was machst´n du Morgennachmittag?", lautete die an mich gerichtete Frage. "So wie du fragst, werde ich vermutlich mit dir Golf spielen", lautete meine messerscharf kombinierte Antwort.

Gesagt, getan. Für mich sonst völlig unüblich, trat ich meinen Dienst am folgenden Tag bereits um 6.30 Uhr an, um meine Arbeitszeit um 15.00 Uhr abgeleistet zu haben und ohne das Angreifen meiner Überstunden mit dem Ende der Kernzeit Feierabend machen zu können.

Da außerdem noch ein Freund Geburtstag hatte, bei dem ich am Abend noch für ein Stündchen vorbeischauen wollte, hatten wir nicht ganz so viel Zeit und wollten und daher nur kurz einschlagen und dann 9 Löcher spielen.

Nachdem wir auf der letzten Runde aber vergangenen Freitag ein Festmahl für Mücken und insbesondere auch Bremsen auf dem Platz gewesen waren und diese nervigen Viecher uns tatsächlich mehrere Punkte gekostet hatten, weil Golfplatz - Bremsen es offenbar perfektioniert haben, den Golfer immer dann in Schwärmen zu belästigen, wenn er soeben seinen Stand eingenommen hat und mitten in der Konzentrationsphase ist, hatte mein Schwager diesmal auch "Autan" dabei.

Meine Ziele für dieses Spiel bestanden darin, mein Nettoergebnis vom vergangenen Freitag (22 Punkte) möglichst in etwa bestätigen zu können und außerdem mal ein paar Probeschläge - wenigstens während des Einschlagens - mit dem Mizuno JPX 800 Driver meines Schwagers (ja, zufällig genau das Modell, für das ich mich auch interessiere) zu machen.

Nach einer - dank einer Straßensperrung an die wir aus dieser Richtung noch nie herangefahren waren - erneut etwas turbulenten Anreise trafen wir gegen 17 Uhr auf dem Clubgelände ein. Nach einer kurzen Anmeldung im Clubhaus und dem Erwerb neuer Tees sowie 3 neuer Mizuno JPX - Bälle ging es zu den Rasenabschlägen. Angesichts meiner Abendpläne verzichteten wir diesmal auf Übungseinheiten an Putting und Chipping Green.

Nach drei oder vier Schlägen mit meinem Hybrid startete ich meinen Versuch mit dem Mizuno Driver. Niemand war erstaunter als ich selbst, als nicht nur der erste, sondern auch nahezu alle folgenden Bälle nicht nur getroffen wurden, sondern tatsächlich vom Boden abhoben und in mal mehr, mal weniger eleganten Flugkurven Weiten erreichten, die ich mit meinem Hybrid - den ich sehr viel selbstbewusster schlage, weil ich ihn schon recht gut kenne - auch nicht ohne Weiteres hätte übertreffen können.

Kunststück mag nun mancher denken, ist ja auch ein Driver, eigentlich hätten die Bälle viel weiter gehen müssen. Wer aber weiß, wie schwer ich mich zuvor getan hatte, den Ball überhaupt zu treffen, kann einschätzen, dass dies angesichts meiner ersten, vorsichtigen Schwünge mit einem mir völlig unbekannten Schläger schon ein großer Erfolg für mich war. Ich schlug ungefähr 20 oder 25 Bälle mit dem Driver ab und nutzte dann die letzten meiner Range Bälle, um mich für die folgende Runde auch wieder auf meine kürzeren Schläger einzustellen.

Dann ging es an den ersten Abschlag, wo unglücklicher Weise gerade ein Zweierflight startete, so dass wir noch etwas warten mussten. Zu unserem Ärger ließen sich die beiden, jung und dynamisch wirkenden Männer vor uns schon beim Bespielen der ersten Bahn jede Menge Zeit. Währenddessen kam ein einzelner Spieler zum Abschlag, den wir dann auch noch vor ließen, da er ansonsten die gesamte Runde hinter uns hätte warten müssen. Auch die beiden vor uns spielenden Männer ließen ihn dann vor, nachdem sie das erste Loch beendet hatten, so dass wir wieder unmittelbar hinter ihnen weiterspielten.

Am ersten Abschlag überlegte ich, den Driver meines Schwagers, den dieser mir für die Runde zur Verfügung gestellt hatte, da er derzeit - wie ich bislang auch - ohnehin ohne Driver und Hölzer spielt, zu benutzen, entschied mich aber auf Hinweis meines Schwagers, dass es vielleicht besser wäre, zunächst einigermaßen vernünftig in die Runde zu starten und den Driver dann am 2. Loch, dem langen  Par 5 auszuprobieren, um und nahm wie üblich meinen Hybrid 5 zur Hand. Der erste Abschlag misslang völlig. Zwar flog der Ball ein kleines Stück und rollte danach auch gerade in Richtung Fairway, jedoch schaffte er alles in allem höchstens 50 Meter. Da hätte ich auch den Driver ausprobieren können...

Mein zweiter Schlag vom Fairway war allerdings super und den dritten beförderte ich mit meinem Sand Wedge aufs Grün. So weit, so gut. Kaum dass ich meinen Stand für den ersten Putt einnahm, waren sie wieder da: Mücken und vor allem Bremsen! Wir hatten uns bereits während des Einschlagens großzügig mit Autan eingesprüht, was auf die Insekten jedoch nur einen eher perphären Eindruck zu machen schien. Noch vor meinem ersten Putt hatte ich 3 von ihnen erschlagen und mindestens 2 Stiche im Ellbogenbereich abbekommen. Diese Viecher machten mich wirklich wahnsinnig und ich schaffte es tatsächlich, die tolle Ausgangslage am ersten Loch durch 4 Putts noch so zu verderben, dass ich hier letztlich nur die Minimalausbeute von 2 Punkten einheimste. Das war ärgerlich, genügte aber nicht, mir die Laune zu verderben, denn immerhin konnte man es auch so sehen, dass ich trotz dieser störenden Ablenkung und der schlechten Putts trotzdem noch 2 Punkte gerettet und somit für das Gesamtergebnis nicht kaputt gemacht hatte.

An der zweiten Bahn holte ich dann den Driver aus dem Bag und wagte es, erstmals in meinem noch kurzen Golferleben, auf einer Runde mit der "Keule" abzuschlagen. Natürlich traf ich den Ball nicht optimal und war mein Schwung auch nicht sonderlich schnell, dennoch hob sich der Ball gut und gerne 50 cm über die Grasnabe und flog ein paar Meter. Als er dann den Rasen berührte, rollte er unverdrossen weiter und blieb schließlich, etwa 150 Meter vom Abschlag, in gerader Linie in der Mitte des Fairways liegen. Mit diesem Ergebnis war ich wirklich sehr zufrieden, da hatte ich tatsächlich mit Schlimmerem gerechnet. Nachdem mein Hybrid den Ball beim zweiten Schlag bis an das Dogleg und beim dritten bis auf weniger als 100 Meter an das Grün beförderte, durfte ich tatsächlich darauf hoffen, auch dieses schwierige, lange Loch wieder einmal mit einem Erfolgserlebnis abzuschließen.

Das vor uns spielende Zweierflight war noch auf dem Grün, so dass wir einen Moment warten mussten. Nachdem die beiden ihre Putts beendet hatten, kam einer von ihnen bis auf 30 oder 40 Meter an uns heran und brüllte, im nur mühsam um Höflichkeit bemühten Tonfall zu uns zurück, ob wir nicht etwas mehr Abstand halten könnten. Wenn er unsere Bälle um sich herum einschlagen höre, seien wir doch eindeutig zu nahe. Wir ließen uns auf keine Diskussion ein und sicherten zu, etwas weiter hinten zu bleiben. Django vor uns drehte daraufhin, befriedigt sich als Platzhirsch gegen so ein paar Pfeifen wie uns durchgesetzt zu haben, ab und schlenderte betont langsam, die Arme seitlich vom Körper abgespreizt als hätte er Rasierklingen in den Achselhöhlen, von dannen. Mein Schwager und ich sahen uns kopfschüttelnd an. Nicht nur, dass der Klang eines auf dem Fairway aufschlagenden Balles an einem windstillen Tag locker 200 Meter weit gut gehört werden kann und dies insofern überhaupt kein Indikator dafür sein kann, ob das nachfolgende Flight zu nahe ist oder nicht, neigen wir tatsächlich grundsätzlich dazu, eher zu vorsichtig als zu unvorsichtig zu spielen, um nur ja niemanden zu gefährden. Im vorliegenden Fall waren unsere Bälle, selbst der etwas längere meines Schwagers in einem Abstand von mindestens 50 oder 60 Meter hinter den vor uns spielenden Männern gelandet und dann noch einige Meter gerollt, so dass sie vielleicht 30 Meter hinter ihnen zum Erliegen kamen. Als wäre das noch nicht genug, hatten wir auch auf die genau entgegengesetzte Seite des gut 40 Meter breiten Fairways geschlagen, so dass die beiden insgesamt mindestens 50 bis 60 Meter von der Stelle entfernt standen, an der unsere Bälle liegen blieben. Schließlich hatte es sich bei uns beiden um für unsere Verhältnisse sensationell gute Schläge gehandelt, ein Risiko, den Ball noch besser zu treffen, so dass er die vor uns Spielenden tatsächlich auch nur im Ansatz hätte gefährden können, war also keinesfalls gegeben. Nun ja, manch einer braucht eben seinen persönlichen Auftritt...

Ich weiß nicht, ob ich mich infolge dieser unsinnigen Anmache innerlich doch mehr ärgerte, als ich mir eingestand, jedenfalls "unterschlug" ich den Ball bei meinem folgenden Schlag mit dem Eisen 9 von Außen nach Innen, so dass er mit beachtlichem Höhengewinn nach rechts zog. Dort landete er, vielleicht 50 cm vom Rand des frisch gemähten Semi Roughs entfernt, im tiefen Rough. Bei der Suche danach ließen wir dann das nachfolgende Zweierflight, bestehend aus einer ambitionierten Mutter mit ihrem Sprössling, gerne überholen und warnten sie noch, den nunmehr vor ihnen spielenden Typen bloß nicht zu nahe zu kommen. Wir tauschten ein paar lustige Sprüchlein aus und weiter ging es.

Anstelle meines schönen JPX fand ich bei meiner Suche im tiefen Rough 3 andere Bälle. Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass selbst Bälle, die so offensichtlich nahe am Rand zum Semi Rough gelandet sind, selbst durch zwei intensiv suchende Spieler häufig nicht mehr gefunden werden können. Um Zeit zu sparen und nicht erst zum Punkt meines letzten Schlages zurück laufen zu müssen, droppte ich schließlich einen Ball innerhalb einer Schlägerlänge von dort, wo er nach meiner und der Meinung meines Schwager aufgekommen sein musste und rechnete mir dafür einen Strafschlag an. Einen Chip aus dem Semi Rough und zwei Putts später standen dann trotz dieser unschönen Episode immer noch 2 Nettopunkte zu Buche, es war also weiterhin alles drin.

Beim nachfolgenden Abschlag über 100 Meter tiefes Rough (nein, nicht das Rough ist 100 Meter tief, sondern die Strecke darüber hinaus ist so lang) und ein frontales Wasserhindernis in Form eines schmalen Grabens, der allerdings kein Wasser führt, traute ich mich nicht, erneut den Driver zu benutzen. Zu groß erschien mir das Risiko, erneut einen so flachen Ball wie zuletzt zu produzieren, der unweigerlich in diesem "Meer" aus Rough verschwunden wäre. Stattdessen griff ich erneut zu meinem Hybrid. Der Abschlag war wie aus dem Bilderbuch. Schnurgerade zog er über Rough und Graben hinweg und landete mittig auf dem Fairway. Der verlorene Ball am 2. Loch war vergessen. Wenn ich mich noch richtig erinnere, brachte Loch 3 mir schließlich 3 Nettopunkte, was einigermaßen zufriedenstellend angesichts des Verlaufes war.

Am vierten Abschlag holte ich dann zum zweiten Mal mit dem Driver aus - und zum zweiten Mal traf ich immerhin den Ball. Auch diesmal flog er zu tief und auch nur auf ungefähr 150 Meter aber es verfestigte sich der Eindruck, dass ich grundsätzlich durchaus in der Lage war, auch mit einem Driver den Ball zu treffen.

Mein dritter Versuch mit dem Driver abzuschlagen ging auf Bahn 6 dann ziemlich in die Hose. Der Ball flog nur etwa 80 oder 90 Meter weit und mit starker Rechtstendenz. Ich hatte im Abschwung den Boden vor dem Ball erwischt, was den Schläger enorm bremste. Trotzdem hatte ich diesmal Glück und der Ball blieb kurz vor dem rechten Rough im Spiel.

Anders als bei der letzten Runde gab es diesmal wenig spektakuläre Bälle, im Schnitt waren sie jedoch grundsolide. Insgesamt gab es auch nur ein Streichloch zu verzeichnen, eines weniger als zuletzt. Meinen vierten und letzten Versuch mit dem Driver unternahm ich am 8. Loch, dem zweiten Par 5 auf den ersten 9. Auch hier traf ich den Boden vor dem Ball, diesmal jedoch nicht so schlimm, wie beim 6. Abschlag. Zwar fehlte es dem Ball an Länge, er flog aber wenigstens vernünftig hoch und gerade und erreichte das Fairway problemlos.

Am Ende der Runde hatte ich mit unspektakulärem Spiel, einem Streicher und vier Abschlägen mit einem Driver erneut 22 Nettopunkte zu verzeichnen. Der Versuch, einen neuen Schläger ins eigene Spiel zu integrieren hätte deutlich schlimmer ausgehen können.

Offensichtlich hatte mein Pro Jack bei der Begutachtung meines eigenen Drivers wieder einmal Recht gehabt mit seinem Rat, mir doch vielleicht einen modernen Driver zuzulegen.

Sicherlich werden noch einige Monate oder auch ein Jahr ins Land gehen, bis ich diesen Plan umsetzen werde, denn angesichts meiner mangelnden Weiten hat ein Driver für mein Spiel in nächster Zeit noch überhaupt keine Priorität. Es ist aber gut zu wissen, dass meine Quote völliger Fehlschläge mit der "Dicken Berta" nicht ausschließlich meiner eigenen Großmotorik zuzuschreiben war...

Danke, Jack!

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