Sonntag, 18. August 2013

Besser is das...

Part One
 
Am vorigen Sonntag, heute vor genau einer Woche, war es mal wieder soweit. Nachdem ich mich mit meinem Junior für ein paar Tage in einer völlig anderen Welt befunden (siehe Vorthread) und hernach eine Woche lang wieder der Alltag eingekehrt war, hieß es: eine schöne Runde Golf in Wall mit meinem Schwager.
 
Wir hatten ein Auge auf den am Samstag darauf (also gestern) stattfindenden "Aldiana - Beginner Cup" geworfen, welcher in jedem Jahr in unserem Heimatclub ausgetragen wird und - anders als die Beginner Cups, an denen wir bislang teilgenommen hatten - über die Distanz von 18 Löchern ausgetragen wird.
 
Da wir die Back 9 in Wall erst 2 x und die gesamten 18 Löcher sogar erst 1 x gespielt hatten, wollten wir daher eine "Generalprobe" einlegen, um uns ein Bild von der Belastung zu machen, die uns erwarten würde, wenn wir uns für eine Teilnahme entschieden.
 
Um die 18 Löcher auch wirklich bei Tageslicht zu schaffen und im Idealfall anschließend noch etwas Zeit zu haben, um den Restsonntag mit unseren Familien zu verbringen, hatten wir beschlossen, morgens zu starten. Wir trafen uns daher schon um 8 Uhr früh und fuhren in Richtung Wall. Unterwegs rief ich dort an und reservierte uns eine Startzeit um 9.30 Uhr.
 
Wir waren pünktlich vor Ort und schlugen uns unspektakulär ein. Als wir dann zum ersten Abschlag gingen, trafen wir dort auf ein anderes Paar. Man hatte uns, weil am Wochenende die Startzeiten begehrt sind, zu einem Vierer - Flight zusammengefasst. Die HC der beiden waren deutlich besser als unsere (so um die 26 habe ich im Gedächtnis). Sie waren aber sehr entspannt. Wir stellten einander vor und unser plötzlicher Mitspieler hatte die Ehre des ersten Abschlages. Bereits am ersten Loch - welches ich zum allerersten Mal mit einem erfreulichen Bogey und somit mit 4 Nettopunkten abschloss - wurden die Leistungsunterschieden zwischen uns überdeutlich.
 
Obwohl die beiden sehr nett waren hatten mein Schwager und ich das deutliche Gefühl, sie aufzuhalten, was nie gut für den Spielrhythmus ist. Außerdem waren sie angesichts des unerwartet relativ kühlen und windigen Wetters ziemlich dünn angezogen und litten offenbar auch ein wenig unter diesen Bedingungen. So hatten sie ziemlich zu Beginn überlegt, nur die ersten 9 Löcher zu spielen und dann abzubrechen. Wir entschieden daher, den beiden vor dem zweiten Abschlag anzubieten, ohne uns weiter zu spielen. Da uns aktuell kein Flight direkt folgte, konnten wir es uns dann erlauben, ein paar Minuten zu warten und als Zweier - Flight hinterher zu spielen. Unser Vorschlag wurde recht dankbar angenommen und ab Loch 2 waren mein Schwager und ich daher wieder unter uns. Unsere Mitspieler hatten jeweils sehr kurze Schlagvorbereitungszeiten, so dass sie schnell einen Vorsprung auf uns herausgespielt hatten und wir tatsächlich nie hinter ihnen warten mussten.
 
Leider waren im Anschluss nicht nur unsere beiden Mitspieler, sondern auch mein, am Loch 1 erfreulich gutes Golfspiel verschwunden. Es begann eine echte Katastrophenrunde. Für meinen Schwager galt das Gleiche. Wenn man das Verhältnis von Fähigkeiten zum jeweiligen Zeitpunkt und Ergebnis der Runde zugrunde legt, war es vermutlich die schlechteste Golfrunde, die wir spielten, seit wir mit diesem Sport begonnen haben.
 
Im Laufe der ersten 9 Löcher tauchte hinter uns ein Dreier - Flight recht sportlich und zügig spielender Männer auf, die wir aber, da wir nur zu zweit waren, die ganze Zeit in einem Abstand von ca. 1,5 Löchern hinter uns halten konnten - für uns, gerade angesichts unseres sehr schlechten Tages, schon ein gutes Ergebnis im Hinblick auf unsere Spielgeschwindigkeit. Unser Resultat nach den ersten 9 Löchern war so unterirdisch, dass wir ernsthaft überlegten, ob wir uns die zweiten 9 noch antun sollten.
 
Angesichts des 6 Tage später stattfindenden Turniers und der immer noch bestehenden Möglichkeit, dass wir uns zu einer Teilnahme entschließen würden, wollten wir uns aber wenigstens ein bisschen damit vertraut machen und beschlossen daher, auch die Back 9 noch zu spielen. Vorher machten wir allerdings eine kurze Trink- und Toilettenpause von ungefähr 10 Minuten.
Dann konnte es weitergehen. Der 10. Abschlag geht in Wall über den Königsgraben in etwa 50 oder 60 Meter Entfernung, der nicht nur von dichtem Uferbewuchs, sondern auch von diversen höhen Bäumen gesäumt ist. Es gilt also, zwischen den Bäumen hindurch über den Graben zu spielen, um auf der anderen Seite in einer möglichst günstigen Lage für den zweiten Schlag zu sein, der erneut über einen - allerdings schmaleren und trockenen - Graben auf der linken und über einen großen Teich auf der rechten, zur Fahne direkteren Linie führt. Meinen Abschlag brachte ich über den Königsgraben, mein zweiter landete allerdings in dem trockenen Graben. Dort brachte ich den Ball mit einiger Mühe und zwei Schlägen heraus, dafür landete er im Grünbunker.
 
Im Näherkommen sah ich, dass in diesem Bunker gerade eine große Pfütze stand - zeitweiliges Wasser - wie das im Golfjargon heißt. Mein Ball lag am Rand dieser Pfütze im Wasser. Da mir das, seit ich Golf spiele, zum ersten Mal passierte, überlegte ich kurz, wie die Regel für eine Spielbehinderung durch zeitweiliges Wasser lautete. Da ich mir unsicher war, zog ich mein Regelwerk zu Rate, während mein Schwager - um keine unnötige Zeit zu verlieren - schon mal seine Putts erledigte.
 
Gerade als er damit fertig war, ich blätterte vielleicht seit einer Minute im Regelwerk, war hinter uns ein lautes: "Heeeeeyyyy" zu vernehmen. Dies in einem so aggressiven Tonfall, dass im Subtext unüberhörbar: "Verpisst euch oder es gibt auf die Fresse" mitschwang. Ich drehte mich erschrocken um und sah das Dreier - Flight, das wir auf den ersten 9 Löchern schon hinter uns gehabt hatten und das durch unsere Pause vor dem 10. Abschlag und meine etwas langwierigen Versuche, den Ball aus dem Graben zu bekommen, inzwischen zu uns aufgeschlossen hatte und nun hinter uns wartete. Mein Schwager hatte sie kommen sehen und bestätigte anschließend meine Annahme, dass die drei vor ihrem aggressiven und völlig unangemessenen Zwischenruf noch keine Minute dort gestanden hatten. Sie hatte mich einfach im Regelbuch blättern sehen und dies - ohne Berücksichtigung der Tatsache, dass mein Schwager in der Zwischenzeit weiterspielte und daher keinerlei Verzögerung entstand - als Zeichen gewertet, dass wir unnötig Zeit verplemperten und so ihr eigenes Spiel mutwillig und vielleicht sogar absichtlich verzögerten. Da ich keine Lust hatte, mich auf eine Diskussion mit derart aggressiven Idioten einzulassen, spielte ich den Ball schnell aus dem Wasser, denn den Ball so zu spielen, wie er liegt, kann nie ein Regelverstoß sein.
 
Zwar spritzte ich mich bei dieser Aktion etwas nass, allerdings gelangte der Ball nur bis an den Bunkerrand und nicht aufs Grün, so dass ich ihn aufgrund meiner Schlagzahl ohnehin aufnehmen konnte und wir uns in Richtung des 11. Abschlages auf den Weg machten. Da wir auch auf den ersten 9 Löchern durchgehend schneller als die 3 Prolos hinter uns gewesen waren, würden wir uns sicherlich schnell wieder etwas absetzen können...
 
Unter dem Druck der uns dicht auf den Fersen nachspielenden Typen wurde unser Spiel allerdings in den nächsten Minuten nicht unbedingt besser, so dass wir zunächst keinen entscheidenden Abstand mehr herstellen konnten. Zwar legten die drei "Golfexperten" ihrerseits eine Pinkelpause auf dem Weg zum 11. Abschlag ein, allerdings erledigten sie ihre Geschäfte mitten auf dem Weg und pinkelten in die Büsche, aus denen andere Golfer dann demnächst wieder ihre verschlagenen Bälle heraussuchen müssen. So verloren sie zumindest nicht viel Zeit und es wäre ja auch wirklich abwegig gewesen, einfach kurz zuvor, vor dem 10. Abschlag, einfach im Clubhaus die Toilette zu benutzen.
 
Beim Abschlag auf der 12 verschlug mein Schwager seinen Ball dann ins rechte Rough und weil wir ihn zwar nicht sofort wiederfanden, allerdings aufgrund des recht kurz gemähten Roughs annahmen, dass uns dies noch gelingen würde, beschlossen wir, das nachfolgende Flight durchspielen zu lassen, auch deshalb, weil wir uns dann nicht mehr ständig über sie ärgern würden, sondern sie nach vorne etwas Abstand gewinnen könnten, wenn wir uns etwas Zeit ließen.
 
Wir winkten die Truppe also durch. Als die drei Männer in ihren späten Vierzigern an uns vorbei gingen, schafften es die ersten beiden noch, sich zumindest anständig für das Angebot des Durchspielens zu bedanken und uns noch ein schönes Spiel zu wünschen, was immerhin einigermaßen für ihr unmögliches Verhalten vorher versöhnte.
Der Dritte allerdings schaffte es, dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen. Es handelte sich offenkundig um den Schreihals vom 10. Loch.
 
Er hielt auf unserer Höhe an, nachdem seine beiden Partner uns bereits passiert hatten und sprach uns an: "Halloooo? SIE SPIELEN VIIIIIEEEEEEL ZU LANGSAM! Sie haben erst am 10. Abschlag angefangen, oder?" Diese Frage zeigte, dass sie auf den ersten 9 Löchern offenbar nie nah genug an uns herangekommen waren, um zu bemerken, dass wir schon die ganze Zeit vor ihnen gespielt hatten und sie nur durch unsere Pause hatten aufschließen können. Ich beantwortete ihm seine Frage indem ich mitteilte, dass wir heute am 1. Abschlag begonnen hatten. Darauf er: "Aha, am ersten Abschlag. Na, wie auch immer - SIE SPIELEN VIEL ZU LANGSAM! SIE SIND SCHLIESSLICH NUR ZU ZWEIT UND WIR ZU DRITT, SIE MÜSSTEN VIIIEEEL SCHNELLER SPIELEN ALS WIR." Die Großschreibung soll hierbei natürlich die Deutlichkeit und Lautstärke seines Vortrages verdeutlichen. Abschließend meinte er noch: "UND ÜBERHAUPT, WAS SIE DA AM GRÜN VON LOCH 10 ABGEZOGEN HABEN - DAS GEHT GAAAAR NICHT! SICH DA SO VIEL ZEIT ZU LASSEN, WÄHREND WIR WARTEN - DAS IST PUUUUURE PROVOKATION!" Danach sah er uns herausfordernd, mit breiter Armstellung und vorgerecktem Kinn an und wartete, ob wir es wagen würden, auf seine Weisheiten etwas zu erwidern. Seiner Körpersprache nach stellte er sich auf eine Schlägerei ein.
 
Kurz überlegte ich, ob ich ihn darüber aufklären sollte, dass "Belehrungen", wie die soeben von ihm geäußerten, in der Golfetikette nicht nur unerwünscht, sondern bei drohende Spielausschluss ausdrücklich verboten und seine "Pinkelaktion" auch nicht gerade vorbildlich war, entschloss mich dann aber, an dieses besonders intelligente Exemplar keine weitere Zeit zu verschwenden und sah ihn daher nur weiter an. Schließlich kam die Information, dass wir uns offenbar auf keine weiteren Streitigkeiten einlassen wollten, auch in seinem Kleinhirn an und mit einem ob dieser Tatsache leicht beleidigt klingenden "SCHÖNES SPIEL", aus dem der Sarkasmus überdeutlich triefte, trollte er sich in Richtung seiner wartenden und scheinbar auch etwas peinlich berührten Mitstreiter.
 
Im weiteren Verlauf ließen wir uns bewusst ein wenig mehr Zeit, damit die drei vor uns etwa 1 Loch Vorsprung erlangen und halten konnten, denn wir wollten uns bei ihrem ständigen Anblick nicht immer wieder ärgern, sondern uns ohnehin schon schlechtes Spiel an diesem Tag wenigstens noch mit guter Laune genießen, soweit das noch möglich war.
 
Unsere Konzentration war nun allerdings vollkommen dahin und stellte sich auch nicht wirklich wieder ein. Die letzten 4 Löchern des Kurses waren für mich allesamt "Streicher", bei denen ich den Ball jeweils vorzeitig aufnahmen, bzw. nach mehrfachen Schlägen in die Wasserhindernisse keinen neuen mehr droppte.
 
Auch für meinen Schwager lief es nicht viel besser und am Ende standen wir beide, er mit 23 Nettopunkten bei 7 gestrichenen Löchern und ich sogar mit nur 19 Nettopunkten bei sage und schreibe 11 Streichern mit einer mehr als mageren Punkteausbeute da. Außerdem empfanden wir die ganze Runde als extrem mühselig und waren nun wirklich müde und vollkommen erledigt. Insgesamt nährte dieses Ergebnis natürlich erhebliche Zweifel, ob es wirklich eine gute Idee war, uns für das 6 Tage später stattfindende Turnier anzumelden, weil wir uns dabei eigentlich nur blamieren konnten.
 
Letztlich warteten wir bis zum Donnerstag, dem letzten Tag der Anmeldefrist, ehe wir uns entschlossen, unter der Voraussetzung, dass wir zusammen in einem Flight spielen durften, und ohne jegliche Erwartung an das Ergebnis, teilzunehmen. Wir wollten einfach die Erfahrung eines Turniers über 18 Löcher mitnehmen und dabei so viel Freude wie möglich haben...
 
Part Two
 
Der Samstag des Turniers kam und ich holte meinen Schwager, der noch mit einem Sommerfest der Schule seiner Tochter in Beschlag genommen war, um 12 Uhr ab. Nach einem kurzen Tankstopp ging es direkt nach Wall, wo wir um kurz vor 13 Uhr planmäßig eintrafen.
 
Bei der Anmeldung erfuhren wir, dass unser Dreier - Flight, das als letztes im Turnier, um 14 Uhr starten sollte, vermutlich noch einmal geteilt werden müsse. Ein Spieler aus dem für 13.10 Uhr vorgesehenen Flight hatte angerufen, um seine verspätete Ankunft aufgrund eines Staus anzukündigen. Daher sollte mein Schwager oder ich in das frühere Flight eingeordnet werden, damit dieses in voller Mannstärke starten konnte. Sollte der Stausteher noch rechtzeitig eintreffen, würde er dann als dritter Mann unser letztes Flight komplettieren.
 
Nachdem ich allerdings darauf hingewiesen hatte, dass wir für das Turnier eigentlich nur gemeldet hatten, wenn wir zusammen spielen konnten und dass wir dies aus moralischen Gründen - vor allem aufgrund der miserablen Runde vom vergangenen Sonntag - benötigten, kam man uns allerdings entgegen, ließ und als Zweier - Flight zusammen und zog stattdessen die mit uns eingeteilte Dame nach vorne. Nachdem wir uns noch mit frischen Bällen versorgt hatten, gingen wir uns einspielen.
 
Nach einer kleinen Challenge mit unserem Trainer Jack, den wir am Putting Green zufällig trafen, und die unentschieden ausging, gingen wir noch auf die Driving Range und schlugen jeder ein paar Bälle mit unseren Lieblingsschlägern ab, um uns auf die kommende Runde vorzubereiten. Beruhigend dabei war, dass unsere Abschläge, wenn auch durchwachsen, immerhin nicht so übel waren, wie ein Großteil unserer Schläge bei der Runde zuvor. Dies nährte die Hoffnung, uns heute nicht vollends zu blamieren, obgleich wir uns schon auf dem Hinweg erneut darauf eingeschworen hatten, heute völlig Ergebnis unabhängig und keinesfalls von einer HC - Verbesserung ausgehend, einfach die Erfahrung mitzunehmen und das Spiel zu genießen.
 
Etwa 10 Minuten vor unserer Abschlagzeit gingen wir zum Tee 1, um uns für unseren Turnierbeginn anzustellen. Dort trafen wir noch auf das vor uns startende Flight und hatten gerade noch Zeit, ihnen ein schönes Spiel zu wünschen. Unter ihnen befand sich unter anderem eine Mitspielerin, mit dem mein Schwager bei einem unserer ersten Turniere im Flight zusammen gespielt hatte, was offenkundig für beide eine sehr schöne Erinnerung darstellte. Die bis zu unserem Start verbleibende Zeit nutzte ich noch für einen kurzen Toilettengang - immer eine wichtige Sache, wenn man mehrere Spielstunden vor sich hat. Beim Händewaschen betrat ein junger Mann die Toilette und teilte mir mit, dass er soeben unserem Flight zugeteilt worden sei und wir somit doch zu dritt spielen würden. Es handelte sich dabei offenbar um den Teilnehmer, der sich im Stau befunden und deshalb nicht pünktlich hatte starten können.
 
Wieder am Abschlag angekommen, stellten wir uns einander vor und vereinbarten noch die veränderte Zähler - Konstellation. Zuvor hätten mein Schwager und ich unsere Schläge gegenseitig zählen müssen, nun konnten wir, wie sonst auch bei Turnieren üblich, "im Kreis" zählen. Das heißt, ich würde unverändert die Schläge meines Schwagers zählen, dieser jedoch nicht meine, sondern diejenigen unseres neuen Mitstreiters und dieser wiederum die meinigen. Nachdem das geklärt war, konnte es pünktlich um 14 Uhr losgehen. Mein Schwager hatte die Ehre des ersten Abschlages, weil er als einziger von uns bereits sein HC hatte verbessern können und über eines von -48 verfügte, während unser junger Begleiter und ich selbst unverändert bei -54 standen. Der Unterschied war allerdings, dass ersterer erst seit Dezember 2012 spielte und es sich um seine erste Turnierteilnahme handelte, während ich bereits den fünften Anlauf wagte, erneute ohne jede Aussicht auf eine Verbesserung. Davon wollte ich mich heute aber nicht entmutigen lassen.
 
Nachdem mein Schwager einen sehr guten ersten Abschlag hatte sehen lassen, ließ ich unserem Spielpartner, nennen wir ihn der Einfachheit halber Max, den Vortritt am Abschlag. Selbiger misslang ungefähr genauso wie meiner, in der Folge konnten wir aber alle drei am ersten Loch punkten. Ich selbst - genau wie in der Vorwoche - lochte mit dem 5ten Schlag ein und verbuchte so erste 4 Punkte, womit ich ausgesprochen zufrieden war. Andererseits hatte es eben vor einer Woche genauso gut angefangen und war dann doch noch zu einer Katastrophe ausgeartet, so dass Entspannung noch nicht angesagt war.
 
Nachdem ich allerdings auch am zweiten Loch - dem längsten Par 5 auf dem Platz - 3 Nettopunkte mitnehmen konnte, wuchs natürlich allmählich wieder die Hoffnung, vielleicht doch ein unerwartet gutes Ergebnis erzielen zu können. Diese wurde jedoch sofort am nächsten Abschlag zunichte gemacht. Nachdem es mir 2 x hintereinander nicht gelungen war, meinen Ball über das dortige lang gewachsene Rough und den dahinter quer verlaufenden Graben zu bringen, strich ich dieses Loch, denn ein dritter Abschlag hätte dank der Strafschläge bereits den 5. Schlag an diesem Loch bedeutet und somit gab es keine Aussicht für mich, hier noch punkten zu können. Durch die guten Ergebnisse der ersten beiden Löcher war ich aber trotz des Lochverlustes nach 3 Löchern immer noch mit einem Punkt im Plus, so dass ich entspannt weiterspielen konnte.
 
Am vierten Loch - dem nominell schwierigsten des Platzes - hatten wir alle einen Extra - Schlag, wie wir bereits vor dem Turnier mit Blick auf unsere Score Cards festgestellt hatten. Für Max - dessen erste Turnierteilnahme bis dahin noch nicht sonderlich erfolgreich, jedoch auch nicht katastrophal verlaufen war, der aber stimmungsmäßig super zu meinem Schwager und mir passte, so dass wir bislang viel Spaß auf unserer Runde hatten - und uns bedeutete das, dass wir für dieses Par 4 acht Schläge zur Verfügung hätten, um 2 Nettopunkte zu erhalten. Nach einem schlechten Abschlag und einem mittelmäßigen zweiten hatte ich beim dritten Schlag Glück, dass der Ball statt in einen der drei Fairway Bunker genau dazwischen auftippte und hinter den linken ins kurz gemähte Semi Rough flog, von wo er gut spielbar war. Überhaupt hatte ich mich in den letzten Monaten mit diesem 4. Loch recht gut angefreundet, Schwierigkeitsgrad hin oder her. Weder die Bunker, noch das rechts dahinter befindliche, noch recht neu angelegte Wasserhindernis in Form eines großen Teiches, hatten mir bislang sonderliche Schwierigkeiten bereitet. Manchmal mag man ein Loch einfach. Dass wir ausgerechnet hier einen Schlag mehr zur Verfügung hatten, kam mir da natürlich zugute. Mein vierter Schlag mit dem 9er Eisen zeigte dann auch eine wunderschöne Flugkurve und der Ball landete kurz vor dem Grün. Von dort rollte er noch ein paar Meter und blieb letztlich auf dem Grün, noch etwa 9 oder 10 Meter vom Flaggenstock, auf dem Grün liegen. Es gelang mir, mit 2 Putts einzulochen, so dass ich hier, dank des Extra - Schlages, sogar 4 Nettopunkte mitnehmen konnte.
 
Dafür lief das nächste Loch gleich wieder schlecht. Zwar landete mein, mit dem 8er Eisen gespielter Abschlag direkt auf dem Grün, allerdings leistete ich mir dann nicht 3, nicht 4, sondern wahnsinnige 5 Putts, bis die weiße Murmel endlich im Loch war. Hier nur 2 Punkte geholt zu haben, war nach diesem Abschlag wirklich enttäuschend.
 
Dafür wendete sich das Glück bereits wieder am nächsten Loch, ein munteres Hin und Her, diesmal. Ich lochte auf dem Par 4 mit dem 5ten Schlag ein und machte die zuvor liegen gelassenen Punkte so gleich wieder wett.
 
Als wir die ersten 9 Löcher beendeten, stand ich mit für mich völlig überraschenden und wirklich unerwarteten 26 Nettopunkten da, was eine Verbesserung meines HC um satte 8 Punkte bedeutet hätte, wenn das Turnier zu diesem Zeitpunkt beendet gewesen wäre.
 
Leider war das nicht der Fall und sofort wuchs bei mir die Sorge, den errungenen Erfolg auf den Back 9 sofort wieder zunichte zu machen.
 
Am 10ten Abschlag entstand dann ein kleiner Stau. Das vor uns spielende Dreier - Flight musste seinerseits noch auf die Spieler vor ihnen warten, bis diese weit genug gekommen waren, damit die nächsten Abschläge gefahrlos stattfinden konnten. Die so entstehende Pause nutzte mein Schwager, um uns gleich mal aus dem Automaten zwei frisch gekühlte Getränke zu besorgen und im Übrigen quatschten wir ein bisschen mit dem vor uns spielenden Flight und mit unserem Mitspieler Max, mit dem wir bis hierhin weiterhin viel Spaß gehabt hatten, obwohl das Turnier bislang noch weitgehend an ihm vorbeilief. Er nahm es aber relativ locker und hoffte auf die Back 9.
 
Als es schließlich weitergehen konnte, gelang mir von uns dreien der schönste Abschlag über den Königsgraben. Der Ball zischte richtig ab und machte sicherlich 150 Meter. Außerdem blieb er in einer Entfernung zum nachfolgenden Graben und in einem Winkel zum rechts liegenden Teich liegen, der es erlaubte, relativ gefahrlos mit dem zweiten Schlag direkt die Fahne anzugreifen. Während meines Rückschwunges glitten meine Gedanken noch ab und ich hoffte, nicht ausgerechnet in den vor dem Grün platzierten Bunker zu schlagen. Ob das die entscheidenden Prozente an Konzentration kostete oder sonst etwas schief lief, konnte ich nicht einschätzen, jedenfalls traf ich den Ball nur mit der äußersten rechten Kante der Schlagfläche, so dass dieser in einem hohen Bogen und mit einem ansehnlichen Slice mitten in den Teich flog. Nun musste ich einen Ball hinter dem Teich droppen und mir dafür einen Strafschlag anrechnen. Ob aus Ärger über diesen völlig unnötigen Fehlschlag - oder warum auch immer - ich schaffte es in der Folge, zwei weitere Bälle im Teich zu versenken und musste das Loch streichen - nach diesem tollen Abschlag wirklich ärgerlich.
 
Danach brauchte ich einige Schläge, um wieder in meinen Spielrhythmus zu finden. Beim 11. Loch machte ich aber immerhin noch 1 Punkt und ab dem 12. war ich wieder einigermaßen im Spiel. Auch für Max liefen die Back 9 vom 10. Abschlag an deutlich besser als die "Hinrunde". Er punktete konstant und hatte nun seinerseits an vielen Löchern die Ehre des ersten Abschlages. Auf den ersten 9 Löchern hatte ich bei den meisten Löchern als erster abschlagen dürfen. Für meinen Schwager lief es zwar auch besser als nach der Vorwoche zu befürchten gewesen war aber dennoch eher schlecht als recht. Bei ihm zog sich das ziemlich konstant über die ganze Runde.
 
Ich selbst war auf den Back 9 froh über jedes Loch, an dem ich angesichts der fortschreitenden Spielzeit und des damit einhergehenden Energie- und Konzentrationsverlustes, noch meine 2 Nettopunkte holen konnte und so mein Punktekonto aus den ersten 9 Löchern nicht weiter abschmolz.
 
Zwischendurch waren dann auf einem Par 3 auch noch mal ein paar Punkte mehr drin, die die insgesamt schwächeren Back 9 etwas ausgleichen konnten. Daran war dann doch deutlich der Unterschied zwischen uns und unserem gerade 22 Jahre alten Mitspieler Max zu erkennen. Während wir langsam an die Grenzen unserer Kräfte stießen - obwohl es angesichts meines Erfolges diesmal um einiges leichter ging als vor einer Woche - spielte er weiterhin völlig unbeeindruckt und ebenso konzentriert und athletisch, wie zu Beginn der Runde. Zwar war auch bei ihm eine Verbesserung an diesem Tag aufgrund der schwächeren ersten 9 Löchern nicht zu erwarten, jedoch hamsterte er auf dem Rückweg in beeindruckender Weise Pünktchen um Pünktchen und spielte ein mehr als respektables erstes Turnier. Zwischendurch unterhielten wir uns darüber, dass er, würde er weiterhin regelmäßig Golf spielen, er jetzt noch 20 Jahre Zeit für Verbesserungen hätte, ehe er in mein Alter käme. Bis dahin wird er vermutlich Single Handicapper sein, während ich sehr, sehr froh sein darf, wenn ich es jemals schaffen sollte, mein HC unter -30 zu drücken. Es macht eben doch einen Unterschied, in welchem Alter man mit einem solche komplexen Sport beginnt.
 
Erfreulich für mich war, dass ich bereits nach 14 Löchern 37 Nettopunkte erspielt hatte, so dass eine Verbesserung um mindestens 1 Punkt und damit mein Hauptziel für diese Saison, bereits erreicht war. Dies ausgerechnet hier, bei einem so langen Turnier (wir spielten, ab und an vom vor uns etwas langsamer spielenden Flight aufgehalten nun bereits über 5 Stunden) und angesichts meiner geringen Erwartungen - das war schon eine große Überraschung für mich. Als mein Schwager und ich, während wir darauf warteten, dass das Flight vor uns das Green des Par 3 räumte, auf dem wir nun abschlagen wollten, diesen Zwischenstand ausrechneten, freute er sich erkennbar für mich, ich selbst war aber noch eher von der Sorge beseelt, nun vielleicht wie in der Vorwoche 4 Streichlöcher in Folge zu verzapfen und mich letztlich darüber ärgern zu müssen, dass es bei "nur" 1 Punkte Verbesserung geblieben war. Loch 15 machte dabei auch gleich einen guten Anfang, denn tatsächlich wurde das vierte und letzte Par 5 des Kurses mein insgesamt drittes Streichloch.
 
Allerdings gelang es mir in der Folge, die letzten 3 Löcher mit jeweils 7 Schlägen abzuschließen, was angesichts eines abschließenden Par 3 und zweier Par 4 immerhin noch 5 weitere Nettopunkte bedeutete.
 
Auf der Clubterrasse angekommen und nach Bestellung des wohlverdienten, großen Radler, rechneten wir noch einmal gemeinsam unsere Punkte nach. Es gab keine Differenzen, so dass wir unsere Score Cards als letzte Teilnehmer des Turniers bei der Turnierleitung einreichen konnten, nachdem wir alle unterschrieben hatten.
 
Glücklich und vollkommen perplex versuchte ich zu verarbeiten, dass ich tatsächlich 42 Nettopunkte erspielt und mich somit im fünften Anlauf nicht nur im HC verbessert hatte, sondern dies auch gleich um volle 6 Punkte, womit ich mit meinem Schwager, der hinnehmbare aber nicht zufriedenstellende 29 Punkte verbuchte, exakt gleichzog. In unser nächstes Turnier werden wir beide gleichermaßen mit einem HC von -48 starten und können dann ausknobeln, wer von uns die Ehre des ersten Abschlages haben wird.
 
Damit aber noch nicht genug. Kurz nach Abgabe unserer Karten standen die Scores endgültig fest, so dass Flemming Maas, Gründer und Besitzer des Golfclubs, zur Siegerehrung schritt. Wilson hatte für dieses im ganzen Land ausgetragene Turnier Preise für die ersten 4 Plätze gestiftet. Beim Aufruf des vierten Platzes traute ich meinen Ohren kaum - Flemming hatte meinen vorgelesen. Unter dem freundlichen Applaus der anderen Spieler und mit Flemmings wohlwollender Bemerkung, dass 42 Nettopunkte schon eine sehr schöne Leistung wären und was das für mein HC bedeutete, ging ich etwas peinlich berührt nach vorne und nahm erfreut eine Packung mit drei Wilson - Bällen entgegen. Angesichts der 5 Mizuno JPX - Bälle, die ich im Laufe des Turniers neben 2 anderen verloren hatte, immerhin ein kleiner Ausgleich...
 
Beim Aufruf des ersten Platzes stellte sich dann heraus, dass es bei der Abrechnung einen Fehler gegeben hatte und die benannte Dame stellte dies sogleich - in der für Golfer typischen Ehrlichkeit - klar, so dass eine Überprüfung der Ergebnisse stattfinden musste. Dabei wurde festgestellt, dass der Dame versehentlich die Schläge ihrer Zählerin angerechnet worden waren und das diese ein erheblich besseres HC hatte, bedeuteten die benötigten Schläge ein wesentlich geringeres Nettoergebnis als die unglaublichen 53 Punkte, die die erste Dame angesichts ihres Anfänger HC von -54 dafür erhalten hatte. Dank des ehrlichen Hinweises der zu Unrecht Geehrten ließ sich so schnell wieder die richtige Reihenfolge herstellen. Die Spielerin, die als Zählerin für sie agiert hatte, war zufällig genau die Bekannte meines Schwagers, mit der er schon einmal zusammen gespielt hatte aus dem Flight vor uns. Dadurch, dass ihr nun ihre eigenen Schläge zuerkannt wurden, schob sie sich auf den vierten Platz vor, wodurch sie die ursprünglich an mich vergebenen 3 Bälle erhielt. Die fälschlich auf den ersten Platz gesetzte Spielerin hingegen fiel hingegen auf einen der hinteren Plätze zurück als ihr wahres Ergebnis festgestellt wurde. Dafür erhielt sie jedoch von Flemming als kleine Geste und als Dank für ihre sportliche Einstellung, einen pinkfarbenen Ball als Geschenk, denn genau mit solchen hatte sie ihr Turnier absolviert.
 
Ich selbst rutschte durch die Nachberechnung sogar noch auf Platz 3 und erhielt anstelle einer drei Packungen der Wilson - Bälle, insgesamt also 9 Stück. Damit war ich auch ballmäßig in der Gewinnzone.
 
Mein Schwager freute sich erkennbar für mich über mein gutes Ergebnis und auch über die Tatsache, dass wir nun wieder mit demselben HC ausgestattet waren. Max haderte noch etwas damit, sich bei seiner ersten Turnierteilnahme nicht gleich verbessert zu haben. Ich bin aber sicher, dass ihm die Erfahrungen in den kommenden Monaten und Jahren noch zeigen werden, was für eine tolle Leistung er da eigentlich abgeliefert hat. Ich bin mir sicher, dass er ein richtig guter Golfer werden kann und würde mich freuen, die eine oder andere künftige Runde auf dem Weg dorthin, mit ihm gemeinsam zu spielen.
 
Abschließend gab es noch ein Siegerfoto, das in den nächsten Tagen sicherlich auf der Homepage des Clubs veröffentlicht werden wird. Dass ich dabei bin, kann ich immer noch nicht so richtig glauben aber ich bin sehr stolz darauf.
 
Manchmal bewahrheitet sich der alte Spruch, nach dem eine verdorbene Generalprobe ein gutes Omen für die Premiere darstellt, eben doch.
 
Besser is das...
 
 
 


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